Dienstag, 24. April 2007
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Berliner Morgenpost Berichtet...
"Man kann und soll Verbrechen nicht vergleichen, aber das hier ist für mich eines der schlimmsten Vergehen an einem Kind in der Geschichte unserer Stadt." So schockiert hat sich gestern ein Mitglied der Mordkommission am Rande der Pressekonferenz geäußert, die Auskunft über den Ermittlungsstand im Fall der verkohlten Frauenleiche aus dem Park in Neukölln geben sollte.
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In der Nacht von Freitag auf Sonnabend wurde den Beamten klar, dass es sich bei der Toten um die 14 Jahre alte Kristina Hani handelt. Ein blutjunges, zierliches Mädchen aus Neukölln mit langen schwarzen Haaren, dunklen Augen und gezupften Augenbrauen. Die Polizei hat ihr Foto gestern veröffentlicht. Beim Anblick des Bildes schüttelte ein Ermittler seinen Kopf: "Wer steckt so ein Mädchen in einen Koffer, überschüttet es bei lebendigem Leib mit Benzin und zündet es an?"
Kommen die Täter aus der Drogenszene?
Vielleicht sind der oder die Mörder von Kristina Hani im Umfeld einer Drogenszene im Kiez zu finden. Die 14-jährige, knapp 1,70 Meter große und nur 50 Kilogramm schwere Kristina konsumierte Rauschgift. Nichts Hartes wie Kokain oder LSD; sie rauchte Haschisch und nahm ab und zu eine Ecstasy-Pille. "Sie war definitiv kein Junkie, der nachts noch einmal los musste, weil er Drogen brauchte", sagte Thomas Scherhant, der Chef der 7. Mordkommission.
Wo Drogen im Spiel sind, sind oftmals kleine Verbrechen nicht weit. Auch Kristina Hani ist der Polizei in der Vergangenheit aufgefallen. "Sie hat sogenannte Eigentumsdelikte begangen und war bereits drei Mal als vermisst gemeldet", so Jörg Dessin, Leiter der Mordkommissionen beim LKA.
Eine Woche nach dem Verschwinden der Schülerin können und wollen die Ermittler nur zum Teil Auskunft über die Umstände des Verschwindens und der Tötung des Mädchens geben. Die Mutter des Opfers gab an, ihre Tochter zuletzt am vergangenen Sonntag gegen 23 Uhr gesehen zu haben. Die Leiche der Vermissten fand ein 16-Jähriger am Montag gegen 23.30 Uhr brennend in einem Gebüsch der Grünanlage Thomashöhe in Neukölln. An diesen belebten Ort war Kristina in einem Rollkoffer der Marke "Airexpress" (57 Zentimeter mal 88 Zentimeter mal 35 Zentimeter) gebracht worden; da war das Mädchen noch am Leben gewesen. Es starb im Feuer.
"Wahrscheinlich hat sich der oder die Täter beim Entzünden sogar selbst versengt oder leichte Brandverletzungen zugezogen", spekuliert Kriminaloberrat Dessin.
Bei der verkohlten Leiche stellten die Beamten Reste von Oberbekleidung und Ohrringe sicher und veröffentlichten Bilder. Doch erst als die Mutter der Vermissten am Dienstagabend ihre Tochter als abgängig meldete, hatten die Ermittler eine brauchbare Spur. Ein DNA-Abgleich brachte in der Nacht zu gestern die Gewissheit.
Wer war Kristina Hani?
Urte Schoenwälder, Schulleiterin des Neuköllner Albrecht-Dürer-Gymnasiums an der Emser Straße 137, ist entsetzt. "Kristina Hani war mal Schülerin unserer Schule", sagt sie und erinnert sich an ein sehr niedliches, liebenswertes, zierliches Mädchen, das in der fünften Klasse an ihre Schule gekommen sei. Zum Schuljahr 2005/06 habe Kristina dann aber an ein anderes Schnellläufergymnasium im Ostteil der Stadt gewechselt. "Kristina war keine besonders gute Schülerin, wahrscheinlich glaubte ihre Mutter, das läge an unserer Schule, und hat ihre Tochter deshalb an einer anderen Einrichtung angemeldet", mutmaßt Urte Schoenwälder. Die Schnellläufer kommen von der 7. direkt in die 9. Klasse, der Stoff von der 8. muss vor- und nachgearbeitet werden.
Schulleiterin Schoenwälder hat das schmale Mädchen, dessen Mutter ihrer Meinung nach vom Balkan stammen müsse, noch gut vor Augen. "Ich habe sie in Erdkunde unterrichtet", sagt sie. Kristina sei eine eher unauffällige Schülerin gewesen, die weder besonders schwierig, noch besonders leicht zu leiten war. Ihre schulischen Leistungen hätten immerhin ausgereicht, um in die siebte Klasse versetzt zu werden. Später habe sie dann gehört, dass Kristina große Schwierigkeiten in der Schule gehabt haben und wegen psychischer Probleme in Behandlung gewesen sein soll, sagt Urte Schoenwälder.
Die Nachbarn von Kristina Hani hatten bis gestern Abend nicht gewusst, dass die 14-Jährige das Opfer aus dem Koffer ist. "Das darf nicht wahr sein. Vor wenigen Tagen hat meine Tochter noch mit Kristina gespielt", sagte Altin G. (26) und brach unter Tränen zusammen. Die Nachbarin berichtet, dass das junge Mädchen jeden Morgen von einer Freundin zur Schule abgeholt worden ist. Beide gingen auf ein Gymnasium in Friedrichshain.
"Kristina war ein ganz liebes, freundliches Mädchen", sagt Altin G. immer wieder und ringt um Fassung. Oft habe sie auf dem Hof gesessen, manchmal mit ihrer Freundin, manchmal allein. Dann habe sie mit den kleinen Kindern aus dem Haus gespielt. "Alle mochten Kristina sehr."
Manchmal sei die 14-Jährige auch zu ihr gekommen und habe ihr von den Problemen mit der Mutter erzählt. "Das waren aber ganz normale Streitigkeiten, wie das so ist mit Teenagern", sagt Altin. So sei es mal darum gegangen, dass die Mutter Kristina keine Markenschuhe kaufen wollte, weil ihr das zu teuer war. Ansonsten habe es keine großen Streitigkeiten in der kleinen Familie gegeben, sagt Altin. Kristina habe zusammen mit der Mutter und ihrem etwas älteren Bruder in der Wohnung gelebt. "Ein paar Mal sei das Mädchen allerdings trotzdem von zu Hause weggelaufen. "Sie wollte wohl zu ihrem Vater nach Kroatien." Warum, kann die Nachbarin nicht sagen.
Völlig entsetzt reagiert auch Emine (21). Die junge Frau macht eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation und wohnt ein Stockwerk über Familie Hani. "Ich kenne Kristina nur vom Guten Tag sagen. Aber sie war ein so nettes junges Mädchen", sagt Emine unter Tränen. Kristina sei oft mit einer Freundin unterwegs gewesen.
"Kristina war eher so getthomäßig drauf, hat sich so angezogen wie viele junge Mädchen hier in Neukölln, eher sportlich, aber ganz schick." Auch gut geschminkt sei Kristina immer gewesen, erinnert sich Emine.
Für die Beamten der Mordkommission steht im Fall Hani fest: "Wir fangen jetzt bei null an", so Uwe Isenberg. Doch seine Stimme klingt nicht so, als müsse die Öffentlichkeit noch lange auf die Täter warten.
melanie um 07:57:51
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