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     alexa_sweety   35 
Der Begriff Weblog (oder kurz Blog) bezeichnet eine Website, die regelmäßig aktualisiert wird, häufig mit kurzen Beiträgen* und Kommentarmöglichkeiten* für die Leser. Blogs sind chronologisch sortiert. Ein Blog kann ein persönliches Tagebuch sein, eine Linksammlung, es kann News, Bilder oder Kommentare, zum Beispiel zu Ereignissen oder anderen Websites, enthalten.
Dienstag, 27. September 2005
Wölfe legen sich neue Schafspelze zu

Neonazis wollen weg vom Brutalo-Image. Neues Outfit soll helfen, mehr Einfluß zu gewinnen

Das Aussehen von Neonazis wandelt sich. Zwar ist der martialische Skinhead nicht von der Bildfläche verschwunden, aber er dominiert nicht mehr das Erscheinungsbild neofaschistischer Aufzüge. Bei den Neonazis ist ein schwer durchschaubares Cross-Over eingekehrt. Selbst Symbole aus dem linken Spektrum gehören inzwischen dazu.

Neofaschisten frönen ihrem Antisemitismus und schwenken Palästinafahnen, im gleichen Atemzug brüllen sie Sprechchöre gegen den US-Imperialismus, weil sie darin eine jüdische Weltverschwörung sehen. In Che Guevara, dessen Konterfei nun häufiger auf den Hemden von Neofaschisten zu sehen ist, haben sie ihren nationalen Befreiungshelden entdeckt. HipHop, der in den schwarzen Ghettos entstanden ist, finden sie ebenso attraktiv wie die Musik von Ton Steine Scherben. Auch der Kleidungsstil der Frauen entfernt sich zunehmend vom Klischee der Nazisubkultur. Das erkennbar rechte Outfit des Skingirls oder BDM-Mädels weicht dem Girlie-Style. Knappe T-Shirts, Kleider und Trägerhemdchen gehören inzwischen zum Repertoire des rechten Versandhandels.


Hemmschwelle sinkt

In einer WDR-Dokumentation (»Nebenan der braune Sumpf – Neonazis, ihre Mitläufer und Drahtzieher«, ein Film von Peter Schran, WDR 2005) kommt der 22jährige Axel Reitz, der häufig als Anmelder von Neonaziaufmärschen in Erscheinung tritt, zu Wort. Von der stilistischen Ausweitung der rechten Jugendkultur verspricht er sich vor allem zunehmende Akzeptanz in der Bevölkerung. Erklärtes Ziel von Ideologen wie Reitz ist es, unscheinbare Stile und bisher eher linke Subkulturen mit rechtsextremen Inhalten zu besetzen und sie damit zu unterwandern. Ein unauffälligeres Auftreten von Neofaschisten soll neue Möglichkeiten eröffnen: Kursierten deren Devotionalien vor einigen Jahren noch fast ausschließlich halbkonspirativ im Versandhandel oder unter dem Ladentisch, können Neofaschisten ihren Lifestyle nun unbedarft in eigenen Schaufenstern präsentieren und so die Hemmschwelle für Interessenten deutlich senken.

Neben Musik wird in Neonaziläden vor allem Kleidung angeboten. Marken wie »Thor Steinar« sind auf den ersten Blick unauffällig und sehen nach normaler Freizeitmode aus. Doch das an eine SS-Rune erinnernde Markenzeichen von »Thor Steinar« rief die Staatsanwaltschaft auf den Plan. Im November 2004 erachtete das Landgericht in Neuruppin die Verwendung des Logos als strafbar. Der Hersteller Mediatex nahm seine Marke daraufhin kurzzeitig vom Markt und versah sie mit neuem Logo. Mitte September revidierte das Brandenburgische Verfassungsgericht allerdings die Urteile gegen »Thor Steinar«. Mehrere hundert Verfahren müssen nun eingestellt werden, und Mediatex kündigte Schadensersatzforderungen »in siebenstelliger Höhe« gegen das Land Brandenburg an.

Die Auseinandersetzung um »Thor Steinar« ist damit sicher nicht beendet. Momentan beschäftigen sich die Behörden in Norwegen mit der Bekleidungsfirma. Nach Berichten über die Verwendung norwegischer Symbole und Ortsnamen auf den Kleidungsstücken reichte das Außenministerium Klage gegen die Firma bei der deutschen Vertretung in Oslo ein.


Vertrieb gekündigt

Auch die britische Bekleidungsmarke »Lonsdale« war bis vor kurzem in rechten Kreisen eine Kultmarke. Die Shirts waren auch deshalb angesagt, weil sie unter einer geöffneten Jacke getragen die Buchstabenfolge »NSDA« freigeben. Der deutschen Vertriebsfirma »Punch« mißfiel diese Beliebtheit bei Neofaschisten. Sie kündigte im September letzten Jahres die Zusammenarbeit mit 14 Händlern aus dem rechtsextremen Lager, womit sie den Unwillen der Szene auf sich zog. Dennoch ist der Schriftzug von »Lonsdale« mit seiner optischen Verschlankung in der Mitte des Namens prägend für andere rechte Marken wie »Walhalla«, »Consdaple« oder »Doberman« geworden. »Consdaple« trägt übrigens in der Mitte des Namens die vollständige Buchstabenfolge der Hitlerpartei NSDAP.

Die Marke »Rizist« kokettiert mit einer Hip-Hop-Attitüde und druckt verschnörkelte Graffitischriftzüge auf ihre Kleidung. »Pro Violance« und »Sport frei« wenden sich an eine Käuferschicht, die sich irgendwo zwischen Rocker-Milieu, Neonazis und Fußballstadion bewegt. »Hatecrime« ist eine amerikanische Bekleidungsmarke, die auch in Deutschland über den einschlägigen Versandhandel vertrieben wird. Hatecrime heißt übersetzt Haßverbrechen und ist in den USA ein feststehender Begriff für rassistisch motivierte Kriminalität.
Alle diese Bekleidungsmarken gibt es seit höchstens zehn Jahren. Der Neonazis neue Kleider sind aber nur eine Facette in dem Versuch, breitere Kreise zu rekrutieren. Der einschlägige Tätowierer gehört ebenso dazu wie der deutsche Imbiß von nebenan, der mit einem Schild »keinen Döner zu verkaufen« wirbt.





Quelle: jW

alexa_sweety um 21:25:28 | Kategorie: Blogs | Sichtbar: Öffentlich
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