Montag, 03. Juli 2006
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Nachtrag Deutschland-Argentinien und Erlebnisse
Leider komme ich erst jetzt dazu, einen Blog zum vergangenen WM-Wochenende zu verfassen.
Meine Wenigkeit begab sich am Freitag Abend auf den Dortmunder Friedensplatz, um dort mit 14999 weiteren in schwarz-weiß bzw. schwarz-rot-gold gekleideten Gleichgesinnten das Spiel Deutschland - Argentinien anzugucken. Der Friedensplatz vorm Dortmunder Rathaus war wegen des Riesenandrangs wieder einmal frühzeitig gesperrt worden, wegen der Hitze war die Dortmunder Feuerwehr mit einem Wasserschlauch zur Erfrischung zur Stelle, Stimmung bzw. Euphorie grenzenlos, ich traf gleich mehrere Kollegen dort, in der Westfalenhalle tummelten sich gleichzeitig über 20.000 Fans vor der Leinwand und das Wetter war grandios. So viel zum äußeren Rahmen.
Zum Ablauf des Spiels: beide Mannschaften hatten in der ersten Halbzeit einen Heidenrespekt voreinander und agierten relatriv vorsichtig, fast zurückhaltend. Lediglich die deutsche Mannschaft hatte durch eine Kopfballsituation die erste und einzige Chance in der ersten Hälfte. Die Nervosität beider Mannschaften schien sich gleichermaßen auf das Publikum übertragen zu haben, denn die Stimmung im Stadion und wohl auch auf sämtlichen Fan-Festen in ganz Deutschland war diesmal sehr angespannt.
Den ultimativen Schock gab es dann schließlich in der 49. Minute, als Ayala zur 1:0- Führung für Argentinien einköpfte. Doch anstatt sich in das Schicksal einer möglichen Niederlage zu begeben, rappelte sich die deutsche Mannschaft auf und fing mal richtig an zu kämpfen, wobei sämtliche drei Einwechslungen goldrichtig und sich zum Vorteil auswirkten.
Die Stimmung unter den Fans wankte zwischen Hoffen und Bangen. Neben einzelnen Sprechchören und Anfeuerungen war die Stimmung größtenteils hochkonzentriert. Mit jeder weiteren Minute des Rückstandes wuchsen Anspannung und Nervosität. Die Menschen hinter mir falteten die Hände, schickten Stoßgebete gen Himmel, vergaßen alles um sich herum. Zur 65. Minute, als trotz aller Bemühungen kein Durchkommen gegen die Gauchos möglich war, kam auch mir - wahrscheinlich neben Millionen anderen Fans, unter anderem auch unserem geschätzten Admin ^^ - zu dem Zeitpunkt der eklige Gedanke "Nein, solls' das gewesen sein mit der "Deutschland-Party", war es das jetzt?!" (frei nach dem SPIEGEL der vorletzten Woche). Aber dann zur 80. Minute der Ausgleich von Klose: ein Urschrei, eine Explosion, ein Feuerwerk der Erleichterung, die sofort wieder in pure Euphorie umschlug. Die folgenden 40. Minuten bis zum Elfmeterschießen vergingen wie im Flug und waren hochspannend. Die letzten Sekunden vorm Elferschießen...alles was nikotinsüchtig ist, schnorrt verzweifelt eine Zigarette vom Nebenmann, St0ßgebete, Umarmungen, mutmachende Gesänge, alle Blicke auf die Leinwand. Nach der ersten Elferrunde alles ausgeglichen, dann hält Lehmann den ersten Elfer. Eine Aufsschrei der Erleichterung wie beim 1:1, Podolski stellt sofort den Vorsprung her. Die nächsten beiden Schützen erfolgreich, dann Cambiasso gegen Lehmann, letzterer bleibt Sieger, eine Stimmungsexplosion!!!!!!!!
Die nächsten Momente hatten Ähnlichkeit mit den BVB-Meisterschaften der 90er Jahre: tosender Applaus, Riesenjubel, ohrenbetäubender Lärm, wildfremde Menschen sprangen sich um den Hals und jubelten, Polonaise, hüpfen, singen, lachen, schreien, abklatschen, naßgeschwitzt sein, Kopf-, Nacken-, Bein- und Rückenschmerzen........so sehr ich mich grade mühe und nen Roman verfasse, daß kann man so nicht beschreiben, man müßte es selbst erlebt haben.
Nach 2 Stunden Party in der Innenstadt war es dann auch mal an der Zeit den Tag ausklingen zu lassen. Die Straßenbahn war brechend voll von Fans, Bullenhitze drin, der Zugführer kam mit Fangeklingel von der Zugglocke eingefahren und spielte auf der Fahrt zum HBF erst "Buenos dias Argentina" und stimmte dann "Heul doch nicht Argentinien" (frei nach "Don't cry for me Argentina") an . Auf dem Bahnhof nach wie vor ein Riesenbahnhof von Fans, ein singendes, tanzendes, gröhlendes, trommelndes schwarz-weiß/ schwarz-rot-goldenes Farbenmeer auf allen Gleisen.
Ich komme zum Schluß. Fazit: ich habe einige Mannschaften live gesehen und einige Spiele dieser Art im Stadion oder auf dem Friendensplatz gesehen, aber das war eines der intensivsten Spiele, das ich je gesehen habe. Unvergeßlich!
So, und wer bis hierhin durchgehalten hat, dem schüttel ich bei Gelegenheit persönlich die Hand ^^.
Revierwolf um 01:41:38
| Kategorie: Blogs | Sichtbar: Öffentlich
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