Corny-Frechheit
Unternehmen wollen Profit. Um bei einem Produkt mehr Gewinn zu erzielen gibt es mehrere Möglichkeiten. Man kann den Preis erhöhen, den Absatz erhöhen oder die Kosten pro Produkt verringern. Oft werden Arbeitsplätze gekündigt, damit weniger Arbeiter die gleiche Arbeit und damit günstiger erledigen. Absatz erhöhen sagt sich so leicht, denn dazu muss ein Produkt bekannter und beliebter oder nützlicher als die der Konkurrenz sein. Eine Preiserhöhung wäre fatal, denn dann würde der Kunde nach Alternativen suchen und sich eher vom Produkt abwenden, sodass das Unternehmen genau das Gegenteil erwirkt hätte.
Klevere Unternehmensstrategen haben sich daher etwas geniales ausgedacht: Anstatt ein Produkt um 10% teurer zu machen, wird dessen Inhalt einfach um 10% verringert - schon ist der Gewinn bei gleichbleibender Verkaufsmenge erreicht. Bis vor wenigen Wochen gab es sogar noch ein Gesetz, dass bei gewissen Produktgruppen einheitliche Produktgrößen vorschrieb. So fand man Schokoladentafeln nur mit 100 Gramm und Milch nur in 1 bzw. 0,5-Liter-Gefäßen. Doch nun gibt es auch Tafeln für 85 Gramm und Milch mit nur 900 ml. Zum gleichen Preis wie vorher. Manchmal sogar noch mit einem etwas verringerten PReis, sodass dieser in der Reklame extra angekündigt werden kann - jedoch verhält sich diese Preisänderung in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Mengenänderung.
Für die schlauen Konsumenten unter uns, die trotzdem nicht mit dem Taschenrechner durch den Supermarkt laufen wollen, sollen die Verbrauchermärkte zusätzlich zum Verkaufspreis auf den Preistafeln auch einen Vergleichspreis zu einer angemessenen Basisgröße anzeigen (zum Beispiel 100 Gramm oder 1 kg). Das ermöglicht im Kleingedruckten dann die unterschiedlichen Größen indirekt doch noch vergleichen zu können. Allerdings verwenden diese Möglichkeit noch zu wenig Kunden, sodass dann doch schnell die teueren Produkte gekauft werden. Und wenn das eine Produkt dann zur Basis 100 Gramm und das andere zur Basis 1 kg ausgewiesen wird, bringt das System natürlich überhaupt nichts.
Die Krönung des Ganzen haben im Moment für mich die Schwartauer Werke erreicht. So ist vor wenigen Wochen die Produktreihe rund um den Müsliriegel "Corny" einem "Relaunch" unterzogen worden. Die Produkte wurden verändert, einem neuem Design unterzogen und in Größen und Anzahl verändert. Natürlich hat sich auch der Preis verändert, wen wunderts.
Anstatt 10 Riegel sind nun nur noch 6 enthalten. Das entspricht einer Verringerung von 40%. Und siehe da, der Preis hat sich auch geändert: Von 2,49 zahl ich nur noch 1,49 Euro (Durchschnittspreise, ohne Sonderangebot). Auch das sind 40% weniger. Alles gut soweit, wenn einem nicht auffallen würde, dass die einzelnen Riegel statt 25 Gramm nun nur noch 20 Gramm schwer sind. Natürlich haben sie die Alten nicht mit Luft befüllt, sodass die Riegel nun entsprechend kleiner ausfallen. Vorher war ein Riegel ca. 25 Cent wert, jetzt natürlich auch, nur dass man 20% weniger dafür bekommt. Letztendlich zahlt man also insgesamt 24% mehr als es vor der Umstellung der Fall war. Wirtschaftskrise hin oder her - das ist einfach eine Frechheit.
Vergleichbare Ausnutzung der mangelnden Intelligenz der Konsumenten gibt es auch bei anderen Produkten und ein Ende ist nicht abzusehen - ein Gesetz das diese Strategie unterstützt wurde schließlich gerade erst beschlossen, die werden schon ihre Lobbyisten haben.
Nachtrag vom 09.07. um 08:19
Etwas Schönes habe ich noch vergessen: Ich habe irgendwo gelesen oder gehört, dass der neue Riegel mit 20% weniger Kalorien angepriesen wird. Ich muss dazu sagen, dass ich nur auf die "Free"-Produkte mit weniger Zucker & co achte.
Jedenfalls hatte der alte Riegel 82 kcal und der neue nun 67 kcal, was 15 kcal weniger sind und ganze 18,3 % weniger Kalorien sind, also aufgerunden 20%. Erinnert man sich aber nun daran, dass die Masse der Riegel sich von 25 auf 20 Gramm reduziert haben, also generell schon um 20% kleiner ist, ist eine parallele Verkleinerung der Kalorien-Menge nicht verwunderlich. Eher wäre es eine Überraschung, wenn sich die Kalorien nicht verringert hätten.
Während ein Corny-Riegel vorher vielleicht noch für den kleinen Hunger als Snack unterwegs ausgereicht hat, ist die Nahrungsbefriedigung (Sättigung) nun nach diesem "kleinen" Corny nicht mehr gegeben. So isst man dann wohl schon den Zweiten. Und so isst man mehr, so kauft man mehr. Oder man greift zum Corny-Big, die große Einzelvariante.
Schwartaus Strategie geht voll auf. Herzlichen Glückwunsch!
Kai3k um 17:02:48
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